Architektur-Governance ohne Bürokratie: Wie ihr schlank steuert!
Enterprise Architecture Management (EAM) soll Unternehmen helfen, IT-Entscheidungen strategisch auszurichten und effizient zu steuern. Doch in der Praxis scheitern viele Unternehmen an überladenen Governance-Strukturen, die Prozesse unnötig verlangsamen. Entscheidungswege sind oft unklar, Architekturboards fungieren als reine Abnahmestellen und Innovationsprojekte geraten ins Stocken, weil die Architektur-Governance mehr Kontrollinstrument als Enabler ist.
Eine erfolgreiche Architektur-Governance sollte klare Leitplanken für IT-Entscheidungen setzen, ohne die Agilität zu beeinträchtigen. Anstatt in starre Kontrollmechanismen zu verfallen, braucht es ein Governance-Modell, das sich an der strategischen Relevanz eines Vorhabens orientiert, klare Verantwortlichkeiten definiert und Entscheidungsprozesse optimiert.
Standardisierung als Leitplanke statt als Kontrollinstanz
Viele Unternehmen setzen auf detaillierte Architekturprüfungen für nahezu jede IT-Entscheidung. Dies führt zu überlasteten Gremien und langwierigen Entscheidungsprozessen. Statt jede Technologie- oder Architekturfrage in einem formellen Prozess zu klären, sollten Unternehmen auf vorgegebene Standards und Entscheidungsleitplanken setzen.
Ein Technologieradar oder eine Ampelliste kann beispielsweise definieren, welche Technologien standardmässig genutzt werden dürfen, welche nur mit Ausnahmen erlaubt sind und welche vermieden werden sollten. Projekte erhalten dadurch eine klare Orientierung, ohne für jede Technologieentscheidung eine separate Genehmigung einholen zu müssen.
Durch diese Standardisierung wird sichergestellt, dass Entscheidungen schneller getroffen werden können, ohne die strategische Ausrichtung zu vernachlässigen. Die Architektur-Governance beschränkt sich dann nur auf Fälle, in denen es um Abweichungen von Standards oder strategisch wichtige Weichenstellungen geht.
Impact-basierte Entscheidungsfindung statt übermässiger Kontrolle
Nicht jede Architekturentscheidung hat denselben Einfluss auf das Unternehmen. Während einige Projekte nur kleinere Anpassungen benötigen, haben andere strategische Tragweite. Eine effiziente Governance-Struktur differenziert deshalb zwischen verschiedenen Projektkategorien und richtet den Steuerungsaufwand entsprechend aus.
- Kleine, operative IT-Projekte: Können eigenständig durch IT-Teams (inkl. Architekt) oder Projekte entschieden werden, solange sie innerhalb der vordefinierten Architektur- und Technologie-Standards bleiben.
- Mittelgrosse IT-Initiativen mit potenziellem Impact: Hier sollten Architekturentscheidungen frühzeitig mit Fachexperten abgestimmt werden, um spätere Korrekturen zu vermeiden. Ein direkter Ansprechpartner aus der Architektur (z. B. ein ICT- oder Solution-Architekt) sollte das Projekt begleiten, um sicherzustellen, dass Architekturentscheidungen nicht erst kurz vor einer formellen Abnahme korrigiert werden müssen.
- Grosse, strategische IT-Vorhaben: Hier sind Enterprise-Architekten und/oder Vertreter aus dem Architekturboard involviert, um sicherzustellen, dass alle Entscheidungen mit der IT- und Unternehmensstrategie im Einklang stehen. Diese Projekte haben oft Auswirkungen auf die gesamte IT-Landschaft oder Unternehmensstrategie und erfordern eine gezielte Steuerung.
Durch diesen abgestuften Ansatz werden überflüssige Architekturprüfungen vermieden und Projekte erhalten die nötige Unterstützung, ohne durch unnötige Governance-Schleifen zu gehen.
Klare Rollen mit gezielten Entscheidungsbefugnissen
Eines der häufigsten Probleme in der Architektur-Governance ist die fehlende Klarheit darüber, wer welche Entscheidungen trifft. Oft sind Rollen nicht eindeutig definiert oder Entscheidungsbefugnisse unklar verteilt, was zu Verzögerungen führt.
Eine wirksame Governance erfordert klare Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen für alle Beteiligten:
- Enterprise-Architekten sind für die strategische IT-Ausrichtung und Architektur-Roadmap sowie Architektur-Guidelines zuständig.
- Solution- und ICT-Architekten begleiten grössere IT-Projekte aktiv und stellen sicher, dass Architekturentscheidungen bereits während der Umsetzung strategiekonform getroffen werden.
- Vertreter aus Architekturboards fungieren als Sparringspartner für strategisch relevante Projekte. Sie unterstützen frühzeitig mit ihrem Fachwissen, um sicherzustellen, dass die Architektur in die richtige Richtung geht, während das Board selbst sich nur noch auf die finale Abnahme konzentriert.
Durch die klare Zuweisung von Rollen und Entscheidungsbefugnissen wird sichergestellt, dass Architekturentscheidungen effizient getroffen werden können und nicht in langwierigen Abstimmungsprozessen stecken bleiben.
Architekturboards als strategische Sparringspartner statt als reine Kontrollgremien
In vielen Unternehmen werden Architekturboards erst am Ende eines Projekts oder nur zu spezifischen Zeitpunkten involviert, um eine formelle Abnahme zu erteilen. Dies führt oft dazu, dass spät erkannte Architekturprobleme hohe Kosten verursachen und die Projekte zu aufwendigen Änderungen in einem fortgeschrittenen Stadium zwingen.
Ein schlanker Ansatz sieht vor, dass ein Vertreter aus dem Architekturboard frühzeitig als Sparringspartner in strategische Projekte eingebunden wird. Dieser kann:
- Architekturentscheidungen bereits im Entwicklungsprozess begleiten, anstatt erst kurz vor Abschluss eines Projekts zu reagieren.
- Fachliche Beratung bieten, um sicherzustellen, dass Architekturstandards und strategische Vorgaben bereits im laufenden Projekt berücksichtigt werden.
- Als Brücke zum Architekturboard fungieren, indem er strategisch relevante Entscheidungen vorbereitet, sodass das Board schneller und effizienter final entscheiden kann.
Durch diese frühzeitige Einbindung wird sichergestellt, dass Projekte nicht durch Architekturentscheidungen ausgebremst werden, sondern aktiv von der Governance profitieren.
Fazit: Governance als Enabler, nicht als Blockade
Eine effektive Architektur-Governance sollte Entscheidungen gezielt steuern, ohne Innovationen zu behindern. Klare Standards, eine impact-basierte Steuerung, gezielte Rollen mit Entscheidungsbefugnissen und frühzeitige Einbindung von Architektur-Sparringspartnern sind essenziell, um EAM effizient und schlank zu gestalten.
Ein zu schwerfälliges Governance-Modell führt dazu, dass Projekte gebremst werden, während ein zu locker gesteuerter Ansatz das Risiko unkoordinierter Architekturentscheidungen erhöht. Die richtige Balance zwischen Steuerung und Agilität sorgt dafür, dass Architektur-Governance als Enabler statt als Hindernis wahrgenommen wird.
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